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Von Theorie und Praxis spiritueller Lehren

Es gibt einige Lehren, welche uns Wege in den Frieden oder zumindest einem friedlicheren und erfüllteren Leben aufzeigen.

Wir alle werden irgendwann einmal von irgendwelchen Ereignissen im unserem Leben durch geschüttelt und vielleicht mehr oder weniger aus der Bahn geworfen. Durch irgendwelche Umstände, durch irgendwelche Konflikte, durch irgendwelche Ereignisse werden wir getriggert und in unsere Emotionen verstrickt, weil wir verärgert, enttäuscht oder wütend auf jemanden oder etwas reagieren.

Nicht wenigen von uns passieren solche Erfahrungen immer wieder und es fühlt sich vielleicht auch manchmal wie Endlosschleifen an. Wir fragen uns, warum immer wieder ausgerechnet uns das passieren muss und warum wir das scheinbar anziehen, was wir (eigentlich) los werden wollen.

In solchen schmerzhaften Lebenssituationen eine "Wunderpille" im Sinne einer anwendbaren und erlösenden (spirituellen) Methode zur Hand zu haben, klingt vielversprechend und verlockend. Da nimmt man sich dann auch gerne (irgendwann mal) die Zeit und studiert ein paar Jahre oder Jahrzehnte diese Lehren, um gewappnet zu sein.

"Leider" ist es für die meisten von uns dann doch nicht so einfach und es scheint so wie die Lehrer selbst beschreiben, nicht erzwingbar zu sein. Nicht über die Anzahl der Kurse, nicht über die Anzahl der Jahre welche man mit dem Studium verbringt, noch mit der Anzahl der Lebensjahre.
"Echte" Gelassenheit, Weisheit und Frieden ist nicht erlernbar im üblichen Sinne. Je mehr ich etwas spirituelles erreichen will, desto weiter rücke ich davon ab, je mehr ich etwas unangenehmes los werden will, um so mehr ziehe ich es an.

Ich sage nicht, dass es aussichtslos ist und wir es einfach sein lassen sollen, bewusstere Menschen werden zu wollen. Ganz im Gegenteil, wir sollten gerade dann nicht aufgeben, wenn es sinnlos erscheint etwas ändern zu wollen. Doch wenn wir dann doch (im spirituellen Sinne) irgendwann aufgeben, weil das was wir erreichen wollten, als nicht der Weg in den Frieden erkannt wurde, erreichen wir vielleicht den Frieden, nach dem wir uns gesehnt haben. Ja, es scheint paradox und ist es auch im Sinnes unserer Verstandesbemühungen. 

Ich beschreibe hier verschiedene spirituelle Werke (allesamt zeigen den selben Weg) aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen und verschiedenen Entstehungsgeschichten.
Ich kenne und studiere sie teilweise schon seit fast dreißig Jahren (als meine Welt damals durchgeschüttelt wurde) und lasse die vielen weltlichen Kurse, Therapien und Werkzeuge außen vor, über welche ich versuchte Frieden zu finden. Nicht weil sie für mich völlig unnötig und sinnlos waren (das Gegenteil ist wahr, ohne sie hätte ich nie weiter geschaut), sondern weil sie mir klar machten, das sie weder eine Lösung sind, noch eine Ursache erkennen lassen.

Beginne ich mit dem wahrscheinlich ältesten schriftlich hinterlassenen spirituellen Werk, welches die Welt kennt. Andere modernere Werke folgen.

Tao Te King (von Laotse)

Tao Te King (etwa "Dao te Tsching" gesprochen) von Laotse (etwa ~500 v Ch.) gehört zu den ältesten schriftlich überlieferten Weisheitslehren.
Darin wird vom Tao ("Dao") geschrieben, was soviel wie "der Pfad" oder "der Weg" übersetzt werden kann.
Das „Tao te King“ beschreibt "den Weg" über einige Prinzipien wie

  • Nicht streiten

Laotse betrachtete Gewalt und Konflikt als nicht sinnvoll. Konflikte haben negative Auswirkungen. Im Taoismus geht es darum, Probleme durch friedliche Mittel zu lösen. Es wird gesagt, dass Dinge harmonisch ineinander übergehen und dass man nicht kämpfen und nicht streiten, sondern mit dem Fluss gehen soll. 

  • Nicht handeln

Im Taoismus geht es darum, dass man nicht selbst Dinge tun, sondern es geschehen lassen soll. Das Tao selbst macht alles. Du selbst brauchst nichts zu tun. Du lässt es durch dich hindurchwirken.

  • Absichtslosigkeit

Vollbringe tugendhafte Handlungen, aber nicht in der Hoffnung auf Lob und Anerkennung. Tue es, weil es getan werden muss. Wahre Tugendhaftigkeit besteht darin, dass du Handlungen natürlich fließen lässt, ohne Anstrengung und bewussten Gedanken. 

  • Einfachheit

Laotse ist davon ausgegangen, dass die Grundlage unserer Realität und Existenz nicht kompliziert sei, sondern im Gegenteil ganz einfach. Menschen machen alles viel zu kompliziert. Lerne es, dein Leben einfach zu gestalten. Lasse Tao fließen und vertraue darauf, dass es dafür sorgt, dass geschieht, was geschehen soll.

  • Weisheit

Weisheit ist mehr als nur Vernunft oder Verstehen und geht darüber hinaus. Sie ist das tiefe Wissen, dass Tao hinter allem steckt. Weisheit bedeutet, das Geschehen des Tao zu sehen und zu spüren. 

  • Bescheidenheit

Bescheidenheit bedeutet, zu wissen, dass es noch viel zu lernen gibt und dass Arroganz und Egoismus letztlich in Ignoranz wurzeln. Die Grundignoranz ist, zu glauben, dass man schon einiges weiß. Wenn du dir bewusst bist, dass Tao riesengroß ist und das ganze Leben so geschieht, wie es geschehen soll, selbst wenn jemand vorübergehend gegen das Tao zu handeln scheint, wirst du bescheiden und fühlst dich als Instrument. Tao wird langfristig alles erledigen. 

  • Dualität

Laotse geht zwar zum einen von der Einheit das Tao aus, jedoch ist diese Welt auch polar. Es gibt männlich und weiblich, Yin und Yang. Alle Eigenschaften in der Welt haben gleichzeitig auch das Gegenteil in sich. Etwas kann nur groß sein, wenn es etwas anderes gibt, das klein ist. In dem Großen ist das Kleine enthalten und in dem Kleinen das Große. Was männlich ist, ist auch weiblich und umgekehrt. Was in einem Kontext als gut erscheint, ist in einem anderen Kontext böse. Es ist alles relativ, polar und letztlich dual. 

Die Lehre in diesem Werk ist scheinbar einfach, weißt die Lehre selbst auf Einfachheit hin. Doch wird in den Texten immer mit "der Meister macht.... dieses und jenes..." viele Sätze begonnen. 

"Der Meister macht alles Absichtslos..."
"Der Meister macht alles mit Leichtigkeit..."
"Der Meister handelt nicht, sondern läst es durch das Tao geschehen..."

So erkennt man, dass es scheinbar ein Lehrbuch für Meister ist.
Wenn man; so wie ich; kein Meister ist, dann ist die Lehre sehr schwer in sein eigenes Leben zu praktizieren.

Es bleibt die Theorie und die Möglichkeit das eine oder andere zu verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Gelegenheiten zumindest teilweise zu praktizieren.

So sehen wir hier über Laotse den ersten Teil von Theorie und Praxis und erkennen vielleicht, dass es das eine ist eine Lehre zu studieren und die Weisheit in sein Leben zu praktizieren eine andere Herausforderung zu sein scheint.

Zum zweiten Teil.

 

 

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