Ich wurde schon oft Enttäuscht, von Freunden, von Familienmitgliedern, von Arbeitskollegen, von Arbeitgebern, von Politikern, von Medizinern, von Therapeuten, von den Religionen, in meinen Beziehungen. Kurzum von "Gott" und die Welt.
Viele Jahre meines Lebens mit vielen; teilweise sehr schmerzhaften; Enttäuschungen und die schmerzlichsten Enttäuschungen waren jene, wo ich von mir selbst enttäuscht war.
"Schmerz"; auch wenn er lediglich imaginär, sprich virtuell ist; fühlt sich nicht schön an und dieser Schmerz stellt sich immer mehr oder weniger heftig dann ein, wenn ich wieder mal enttäuscht wurde (auch von mir selbst).
Dieser Schmerz der Enttäuschung führt unter Umständen irgendwann dazu, dass ich mich mit ihm identifiziere, ich irgendwann vielleicht Geschichten erfinde, warum ich das vielleicht verdient habe und dass ich einfach selbst Schuld bin, dass ich leide und immer wieder diese Unglücke in Form von Enttäuschungen anziehe.
Das Witzige daran ist, dass ich in der Tat daran "selbst Schuld" bin, wenn ich das Wort "Schuld" durch Ursächlich austausche, weil es den Punkt genauer beschreibt auf welchen es bei allen Enttäuschungen ankommt.
Wie ist das möglich, was sind die Ursachen?
Enttäuschungen sind lediglich möglich, wenn ich glaube (denke), dass irgendwer außerhalb meiner Selbst, für irgendwas zuständig ist, was ich mir wünsche. Es ist meine Bedürftigkeit anderen gegenüber, welche die Saat meiner späteren Enttäuschungen ausmacht.
Treffen zwei Bedürftige aufeinander, und das ist meiner Erfahrung nach immer so; "so fassen sich zwei Bettler in die Taschen um enttäuscht festzustellen, dass der andere ja auch nichts hat...", wie Robert Betz so treffend mit dieser Metapher erklärt.
Es sind die Hinweise vieler Lehrer, welche auf die Selbstliebe verweisen, darauf hinweisen sich Wertschätzung und Anerkennung selbst zu geben und nicht bei anderen zu suchen.
Umgekehrt ist es ebenso; wir sind nicht für das Glück anderer zuständig. Dies ist ebenso eine Täuschung und das damit verbundene "Scheitern" kann ebenso schmerzhaft sein. Wir sind nicht für andere zuständig und andere sind nicht für uns zuständig.
Ist es keine Strafe "Gottes", des Universums, oder sonst wem, wenn ich immer wieder enttäuscht werde. Solange ich nicht bei mir selbst angekommen bin und mir das was ich durch meine Bedürftigkeit bei anderen suche und erwarte, selbst geben kann, werde ich immer wieder enttäuscht werden; ich erhalte also fortlaufend neue Gelegenheiten zu erkennen, was das wahre "Problem" ist, nämlich meine Geschichte davon, dass andere für mein Glück verantwortlich seien.
Warum ist das so? Weil es nicht möglich ist, dass sich wer anderes wirklich um mich kümmern kann, um alle Bedürfnisse nachhaltig und dauerhaft zu erfüllen. Deswegen funktionieren die durch andere Menschen erfüllten Bedürfnisse auch immer nur eine gewisse Zeit. Jedes Verliebt sein hält selten länger als ein paar Wochen und ein toller neuer Job oder ein tolles Auto/Haus befriedigt auch nur eine gewisse Zeit unser Verlangen nach Anerkennung und Wertschätzung.
Deswegen ist das Ende einer jeden Täuschung in Wirklichkeit eine sehr große Chance etwas sehr elementares zu lernen und kein Drama oder gar eine Strafe. Es ist quasi ein sehr natürliches Geschenk, denn es kann mir klar machen, was meine Illusion war, welche mich gefangen hielt.
In einem weiteren Artikel ("Enttäuschungen und selbst erschaffenes Leid") habe ich das sehr ähnlich beschrieben und wiederhole mich darin auf diese Selbst-Täuschung hinzuweisen. Es ist einfach ein sehr häufiger Umstand, dass wir genau hier fest hängen, wir an die Ursachen im Außen glauben und andere für unser Unglück verantwortlich machen.
Es ist meist kein "Schalter" den wir suchen, womit wir auf Knopfdruck alles ändern können, sondern es ist in der Regel ein Prozess in welchem uns die feinstofflichen Zusammenhänge langsam klar werden können und in diesem Prozess können wir die neuen Erkenntnisse Step by Step anwenden und in unser Leben integrieren. Alle unsere selbst erschaffenen Probleme sind in der Regel auch nicht über Nacht gekommen, genauso wenig verschwinden sie meist auch nicht über Nacht. Jedoch kann es deutlich schneller gehen, wenn ich bereit bin wirklich dahin zu schauen, wo die Glaubenssätze wirken; in meinem Denken.
Es scheint oft schmerzhaft zu sein, dorthin zu schauen und sich diesen blinden Flecken zu stellen. Doch auch dies ist eine Täuschung, denn da ist nichts was echte Schmerzen verursachen kann; lediglich ein "blinder Fleck" , also eine Stelle wo das "Licht meiner Bewusstheit" nicht hin geschienen hat.
Jetzt ist da Licht und ich stelle fest, dass es nicht schmerzhaft war, sondern das Gegenteil, es war befreiend.
Spiritualität bedeutet Klar sehen, Selbst-Täuschungen zu erkennen.
Das ist alles.